Luftschlösser - 24.07.12


Nein, es geht dir nicht gut. Nein, es ist nicht alles klar. Nein, dir scheint nicht die Sonne aus... Inoffiziell. Ansonsten ist natürlich alles in Ordnung. Zu Hause ist alles toll, mit den Freunden läuft es wunderbar, der Familie geht es fantastisch. Ja, wir verstehen uns alle bestens. Nirgendwo eine Wolke am Himmel.
Aber im Endeffekt ist alles eine große Lüge. Du funktionierst. Der Wecker klingelt, du stehst auf (zu spät – wie immer). Duschen, anziehen, Kaffee!!, schminken, frühstücken, Haare föhnen.
Und los.
Ab in den Tag. Erledigen, abarbeiten. Hier treffen, dort abholen, einkaufen, mit dem Fahrrad von einer Sache zur nächsten. Verschnaufen. (Rauchen?) Weiter.  Die Sonne geht auf, geht unter. Deine Augen gehen auf und zu. Dazwischen atmen, reden, lachen. So tun, als ob da etwas wäre. Leere mit Worten füllen. Ereignisse im Gespräch schmackhaft-spannend machen. Unterhalten! Nicht langweilig sein. Nicht ernst. Das gehört nicht in die Sonne. Das gehört ins eigene Zimmer. Deine vier Wände. Dein Bett, dein Tisch, dein Spiegel mit dem ausdruckslosen Gesicht darin. Dein leeres Regal, deine leeren Wände. Leer.
Du bist einfach leer, da ist nichts in dir, was nach außen gelangen könnte. Du bist nur unterwegs. Um der Leere zu entgehen. Nicht wahrhaben wollen: Keine Idee, wo es hingehen soll. Was ist aus deinem Plan geworden? Job, Mann, Kind. 1,2,3. Einfach abarbeiten, nicht?
Keine Idee. Was willst du anfangen mit deinem Leben? Man soll nie aufhören zu träumen. Wo sind deine Träume hin? Nur noch Luft - da, wo mal Schlösser standen.  









(c) Johanna Erle

Weil du es wert bist - 21.07.12


Bring mich zum Lächeln - jeden Morgen
Wenn der Staub im Licht zwischen unseren Nasen tanzt
Deine Augen halb geschlossen.
Du
Halb hier, halb im Traum
Halb bei mir.

Bring mich dazu
Meine Mauern zu vergessen
Selbst drüber zu klettern
Um bei dir zu sein.

Bring mich zum Weinen
Weil du es wert bist.





(c) Johanna Erle

Risikofaktor: Gefühl - 20.02.12


Wie wundervoll ungewohnt es sein kann, endlich mal wieder etwas zu riskieren. Wenn man monatelang sämtliche Gefühle hinter Gittern verbarrikadiert hatte (äußerst gewissenhaft und sturköpfig – also, so, wie immer), ist es fast, als würde man die ersten Frühlingssonnenstrahlen auf dem Gesicht spüren, wenn man diesen einen Schritt tut. Man wagt etwas – man wagt es, verletzt zu werden, auf den Boden der Tatsachen aufzuschlagen und in einer  recht unappetitlich suppigen Lache aus verletztem Stolz zu erkennen, dass man (mal wieder) in seinen eigenen Ängsten bestätigt wurde.

Woher allerdings sollte man wissen, dass man wieder in dieser Situation landen könnte? Natürlich ist da der chronische Pessimismus (talk about Selbstschutz), aber wer Schlechtes denkt, dem passiert auch Schlechtes. Und selbst wenn man auf die Fresse fliegt… Ist doch bloß eine Erfahrung mehr. Wen kümmert’s? Da kommt wieder das altbekannte „Was einen nicht umbringt….“ aus irgendeinem Loch gekrochen. Recht hat es übrigens. Von Zurückweisung ist noch niemand gestorben, rückt einem höchstens mal das aufgeblasene Ego zurecht und DAS hat erst recht noch niemandem geschadet!

Also Marsch, Marsch, auf in Richtung Abgrund. Könnte ja sein, dass man in seiner kleinkarierten Kurzsichtigkeit die Brücke zum gegenüberliegenden Paradies übersehen hat. Wobei natürlich „Paradies“ für den eingefleischten Pessimisten ein ganz, ganz böses Wort ist. Wie jetzt – glücklich sein? So’n Quatsch, das‘ ja Blödsinn… Dagegen wurde ich letztens erst geimpft, MIR passiert das bestimmt nicht!!

Jaja… Und ehe man es sich versieht verstreicht eine Chance nach der anderen, einfach mal sein Leben zu chillen und zufrieden mit der Gesamtsituation zu sein. 
Von daher: Ick geh mal eben Lemming spielen. Vielleicht spielt ja jemand Fallschirm für mich.





(c) Johanna Erle