Nein, es geht dir nicht gut. Nein, es ist nicht alles klar.
Nein, dir scheint nicht die Sonne aus... Inoffiziell. Ansonsten ist natürlich
alles in Ordnung. Zu Hause ist alles toll, mit den Freunden läuft es
wunderbar, der Familie geht es fantastisch. Ja, wir verstehen uns alle bestens.
Nirgendwo eine Wolke am Himmel.
Aber im Endeffekt ist alles eine große Lüge. Du
funktionierst. Der Wecker klingelt, du stehst auf (zu spät – wie immer).
Duschen, anziehen, Kaffee!!, schminken, frühstücken, Haare föhnen.
Und los.
Ab in den Tag. Erledigen, abarbeiten. Hier treffen, dort
abholen, einkaufen, mit dem Fahrrad von einer Sache zur nächsten. Verschnaufen.
(Rauchen?) Weiter. Die Sonne geht auf,
geht unter. Deine Augen gehen auf und zu. Dazwischen atmen, reden, lachen. So
tun, als ob da etwas wäre. Leere mit Worten füllen. Ereignisse im Gespräch
schmackhaft-spannend machen. Unterhalten! Nicht langweilig sein. Nicht ernst.
Das gehört nicht in die Sonne. Das gehört ins eigene Zimmer. Deine vier Wände.
Dein Bett, dein Tisch, dein Spiegel mit dem ausdruckslosen Gesicht darin. Dein
leeres Regal, deine leeren Wände. Leer.
Du bist einfach leer, da ist nichts in dir, was nach außen gelangen
könnte. Du bist nur unterwegs. Um der Leere zu entgehen. Nicht wahrhaben
wollen: Keine Idee, wo es hingehen soll. Was ist aus deinem Plan geworden? Job,
Mann, Kind. 1,2,3. Einfach abarbeiten, nicht?
Keine Idee. Was willst du anfangen mit deinem Leben? Man
soll nie aufhören zu träumen. Wo sind deine Träume hin? Nur noch Luft - da, wo
mal Schlösser standen.
(c) Johanna Erle